Geheimnisvolle Wesen der Tiefe: Sagenhafte Unterirdische in Schleswig-Holstein

Schleswig-Holstein birgt Geheimnisse unter der Erde: Von verschwundenen Kindern bis zu verzaubertem Gold. Erforsche die sagenumwobenen Legenden der Unterirdischen und tauche ein in eine Welt voller Mystik und Faszination.

In Schleswig-Holstein gibt es zahlreiche Geschichten über die Unterirdischen. Drei wollen wir hier vorstellen. Die erste beschäftigt sich mit der „Entstehung der Unterirdischen“.

Eine Frau hatte zehn Kinder, fünf schöne und fünf hässliche. Als Jesus an ihrem Haus vorbeikam, verlangte er, ihre Kinder zu sehen. Die Frau holte ihre fünf schönen Kinder vor das Haus, die hässlichen sperrte sie in den Keller. 

Doch Jesus fragte sie, wo die übrigen Kinder seien. Die Frau antwortete, sie habe keine weiteren Kinder. 

„Was drunten ist, soll drunten bleiben“ 

Jesus segnete die fünf schönen Kinder und sprach: „Was drunten ist, soll drunten bleiben, was oben ist, soll oben bleiben.“ Als die Frau in den Keller ging, um die hässlichen Kinder zu holen, waren diese verschwunden. Sie leben der Sage nach als Unterirdische unter der Erde in Hünengräbern. Aus Ludwig Bechstein (Hrsg.): „Deutsches Sagenbuch“ # Ende #

Die Botschaft der Sage ist mehrschichtig und enthält mehrere moralische Lehren:

  1. Ehrlichkeit und Offenheit: Die Frau wird dafür bestraft, dass sie Jesus die Wahrheit über ihre Kinder verheimlicht. Ehrlichkeit und Offenheit werden hier als wichtige Tugenden dargestellt.
  2. Akzeptanz und Gleichbehandlung: Die Frau schämt sich für ihre hässlichen Kinder und versteckt sie. Die Sage betont, dass alle Kinder, unabhängig von ihrem Aussehen, gleichwertig sind und gleich behandelt werden sollten. Diskriminierung und das Verstecken von Unvollkommenheiten sind verwerflich.
  3. Göttliche Gerechtigkeit: Jesus’ Handeln zeigt, dass göttliche Gerechtigkeit jeden erreicht. Die unfaire Behandlung der hässlichen Kinder wird durch das Verschwinden derselben und deren Verwandlung in Unterirdische bestraft. Dies könnte als Hinweis darauf verstanden werden, dass niemand dem Urteil und der Gerechtigkeit Gottes entkommen kann.
  4. Die Konsequenzen von Scham und Vorurteil: Die Frau schämt sich für ihre hässlichen Kinder und bevorzugt die schönen. Ihre Vorurteile und ihr oberflächliches Denken führen letztlich zu einem Verlust. Die Sage lehrt, dass Scham und Vorurteile negative Konsequenzen haben können.

Der gedeckte Tisch 

Auf einem Berg in der Nähe von Kiel sollen die Kinder einem Bauern jeden Tag einen Mittagstisch bereitet haben, der gedeckt aus der Erde empor stieg. Zusammen mit Bekannten aß der Bauer täglich nach getaner Arbeit zu Mittag.

Ein kleiner Junge nahm eines Tages jedoch einen Löffel von der Tafel mit. An den folgenden Tagen blieb der Tisch verschwunden. Erschrocken berichtete der Junge, was er getan hatte und musste den Löffel zurückbringen.

Als er auf den Berg kam, stand dort der Tisch. Er legt den Löffel darauf und der Tisch verschwand. Da die Unterirdischen sich jedoch nicht testen lassen, bereiteten sie seitdem keinen Tisch mehr. # Ende #

Die Botschaft der Sage ist vielschichtig und kann auf mehrere Weise interpretiert werden:

  1. Ehrlichkeit und Vertrauen: Die Geschichte betont die Wichtigkeit von Ehrlichkeit und Vertrauen. Der Junge, der den Löffel stiehlt, bricht das Vertrauen der Unterirdischen und wird dafür bestraft. Diese Handlung zeigt, dass Unehrlichkeit negative Konsequenzen hat und dass Vertrauen schwer wiederherzustellen ist, wenn es einmal gebrochen wurde.
  2. Respekt vor dem Übernatürlichen: Die Sage vermittelt auch eine Botschaft des Respekts vor dem Übernatürlichen und dem Unbekannten. Die Unterirdischen bieten eine großzügige Gabe, und der Missbrauch dieser Gabe führt dazu, dass sie sich zurückziehen. Dies kann als Warnung verstanden werden, dass man das Übernatürliche oder Göttliche nicht ausnutzen oder missbrauchen sollte.
  3. Die Konsequenzen von Gier: Der Löffel, den der Junge stiehlt, symbolisiert Gier. Durch diese gierige Handlung wird eine wertvolle, tägliche Unterstützung für die Gemeinschaft verloren. Dies zeigt, dass selbst kleine Akte der Gier große Auswirkungen haben können.
  4. Gemeinschaft und Zusammenarbeit: Vor dem Diebstahl des Löffels profitiert die ganze Gemeinschaft von der täglichen Mahlzeit. Die Handlung des Jungen zeigt, wie ein einzelner unbedachter Akt das Wohl der gesamten Gemeinschaft beeinträchtigen kann. Dies betont die Bedeutung von gemeinschaftlichem Wohl und der Verantwortung jedes Einzelnen gegenüber der Gemeinschaft.

Zusammenfassend kann die Sage als eine Lehre darüber verstanden werden, wie wichtig Ehrlichkeit, Respekt und gemeinschaftliches Verhalten sind und welche Folgen es haben kann, wenn diese Prinzipien missachtet werden.

Gold aus Asche

Eine andere Geschichte besagt, dass die Unterirdischen von Zeit zu Zeit menschliche Frauen zu sich holten, damit diese ihnen bei der Geburt ihrer Kinder halfen. Zur Belohnung gaben sie den Frauen Asche, Kohlen, Späne oder anderes Wertloses.

Nach einiger Zeit verwandelten sich die anscheinend wertlosen Gaben allerdings in Gold. Die meisten Beschenkten warfen die Gabe aber weg, bevor sie sich verwandelte. Sie bemerkten ihr Unglück nur, wenn ein kleines bisschen Asche an der Kleidung haften oder auf dem Boden liegen geblieben war. # Ende #

Was ist die Botschaft der Sage?

Die Botschaft der Sage könnte sein, dass das Verbergen von Wahrheit und das Abwenden von Verantwortung letztendlich zu unerwünschten Konsequenzen führen können. Die Frau, die ihre hässlichen Kinder vor Jesus versteckte und leugnete, sie zu haben, wurde mit dem Verschwinden der Kinder bestraft.

Die Sage betont auch den Wert von Aufrichtigkeit und Gerechtigkeit, da Jesus darauf besteht, dass sowohl das Untere als auch das Obere ihren jeweiligen Platz haben sollen. Der Mythos enthüllt auch eine Welt jenseits unserer Vorstellungskraft, in der Unterirdische existieren und mit Menschen interagieren, was eine Anerkennung der Komplexität und des Mysteriums des Universums nahelegt.

Anmerkung Verfasser: Text erweitert und mit neuen Fotos unterlegt.

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