Der tragische Held Kim Malthe-Bruun: Ein junger Widerstandskämpfer gegen die Nazis und sein Vermächtnis

„Ich werde niemals aufgeben, solange ich lebe. Ich werde kämpfen, bis der letzte Nazi aus Dänemark vertrieben ist.“ Zitat Kim Malthe-Bruun, am 6. April 1945 durch die Nazis ermordet.

Er war jung, mutig und voller Träume. Kim Malthe-Bruun, ein dänischer Widerstandskämpfer gegen die deutsche Besatzung im Zweiten Weltkrieg, wurde mit nur 21 Jahren von den Nationalsozialisten ermordet. Sein bewegendes Schicksal ist in den von seiner Mutter veröffentlichten Tagebuchaufzeichnungen und Briefen festgehalten. Folgen wir seinen Spuren.

Kim Malthe-Bruun wurde am  8. Juli 1923 in Edmonton, Kanada, als Kim Friis-Hansen geboren. Mit neun Jahren zog er mit seiner Mutter und Schwester nach Dänemark. Er arbeitete zunächst als Farmarbeiter, bevor er mit 17 Jahren zur Handelsmarine ging. 

Nach der deutschen Besetzung Dänemarks 1940 schloss er sich 1943 im Alter von 21 Jahren der dänischen Widerstandsbewegung an und transportierte heimlich Waffen für die Untergrundkämpfer.

Am 19. Dezember 1944 wurde Malthe-Bruun von der Gestapo in einer Kopenhagener Wohnung verhaftet. Er wurde in das Vestre Fængsel gebracht und mehrmals verhört. Ein Militärgericht verurteilte ihn zum Tode. Einem Gnadengesuch seiner Angehörigen wurde nicht stattgegeben.

Hinrichtung und Vermächtnis

Am 6. April 1945, nur wenige Wochen vor Kriegsende, wurde Kim Malthe-Bruun im Alter von 21 Jahren in Ryvangen hingerichtet. Gleichzeitig mit ihm wurden Peter Fyhn (1920–1945), Ludvig Alfred Otto Reventlow (1916–1945), sowie Jörgen Frederik Winther (1917–1945) von der SS ermordet.

Die Juristen, die sie verurteilten, wurden nie zur Rechenschaft gezogen.

Seine sterblichen Überreste wurden am 11. Juni 1945 geborgen und er erhielt am 29. August 1945 ein Staatsbegräbnis mit Beteiligung der königlichen Familie.

Seine Mutter Vibeke Malthe-Bruun veröffentlichte 1955 das Buch „Heroic Heart: The Diary and Letters of Kim Malthe-Bruun“, das seine Tagebucheinträge und Briefe enthält. 

Bewegende Zitate aus den Tagebuchaufzeichnungen und Briefen von Kim Malthe-Bruun.

Am 13. Januar 1945 schreibt er:

„Höre nun, wenn Du Dich eines Tages in den Händen von Verrätern oder der Gestapo befindest, so schau ihnen und Dir selber gerade in die Augen. Die einzige Veränderung die nun eingetreten ist, besteht darin, dass sie jetzt über Deine materiellen Verhältnisse bestimmen können. Im Übrigen sind sie immer noch der gleiche Auswurf der Menschheit, der sie waren, bevor Du festgenommen wurdest. Schau sie an und fühle recht, wie tief sie unter Dir stehen, und es wird Dir zum Bewusstsein kommen, dass diese Geschöpfe höchstens erreichen können, Dir einige blaue Flecken und schmerzende Muskeln beizubringen..“ (1)

„Ich werde niemals aufgeben, solange ich lebe. Ich werde kämpfen, bis der letzte Nazi aus Dänemark vertrieben ist.“

In einem Brief an seine Mutter schrieb er:


„Ich habe einen Zustand erreicht, in dem die Wölbung über der Seele mir sehr, sehr hoch erscheint, und ich fühle mich wie ein Vogel, der in der Luft schwebt und die Erde unter sich sieht.“

An seine Freundin Grete richtete er die Worte:


„Schau sie an und fühle recht, wie tief sie unter Dir stehen, und es wird Dir zum Bewusstsein kommen, dass diese Geschöpfe höchstens erreichen können, Dir einige körperliche Schmerzen zuzufügen, aber niemals Deine Seele berühren können.“

In einem anderen Brief heißt es:


Dann sind auch die Kinder da, die mir in der letzten Zeit so nahestanden. Mein Herz klopft vor Freude in Gedanken an sie, und ich hoffe, dass sie zu Männern heranwachsen werden, die anderes und tieferes sehen als nur ihren Weg. Ich hoffe, dass sich ihre Seele frei entwickeln kann und nie unter einseitigen Einfluss stehen wird.“

Diese Zitate veranschaulichen Malthe-Bruuns Entschlossenheit im Kampf gegen die Besatzer, seine Verbundenheit zu Familie und Freunden sowie seinen ungebrochenen Lebensmut selbst angesichts des Todes.

Ehrungen und „Kultur des Vergessens“

1966 wurde zu Ehren von Kim im Foyer der Lichtenbergschule in Darmstadt eine Gedenktafel errichtet. Die Arbeit stammt von dem deutscher Maler, Zeichner und Kulturpolitiker Bernd Krimmel (1926-2020).

Dieser zeigte sich später enttäuscht, dass der „Mahn-Charakter des Wandbildes .. längst verblichen“ (sei) . Der pädagogische Aufruf im Entree der Schule sei „verhallt„. Krimmels älteste Tochter, sein Sohn und Enkelsohn hätten in der Lichtenbergschule ihr Abitur abgelegt. Während ihrer Schulzeit sei Kim Malthe-Bruun niemals Thema gewesen. (2)

Quellen / Weiterführende Informationen

Die Schriftstellerin Lois Lowry verglich in ihrem Roman „Number the Stars“ eine Figur mit Kim Malthe-Bruun und würdigte seinen Mut gegen die Nazis. Im Nachwort zu ihrem historischen Roman „Number the Stars“ verglich Lois Lowry die Figur Peter Neilsen, ein Mitglied des Widerstands, mit Kim, möglicherweise wegen seines Mutes gegenüber den Nazis. Sie schrieb auch über Kim:

„Als ich die stille Entschlossenheit in seinen jungenhaften Augen sah, war auch ich entschlossen, seine Geschichte zu erzählen und die aller Dänen, die seine Träume teilten.“

Sie beendet das Nachwort mit einem Zitat aus einem seiner letzten Briefe aus dem Gefängnis an seine Mutter. (Quelle); weitere Info: https://www.storyboardthat.com/de/lesson-plans/anzahl-der-sterne-von-lois-lowry

Im Jahr 2009 wurde ein dänischer Dokumentarfilm über Kim Malthe-Bruun gedreht.

(1) Zentrum für Politische Schönheit (Link)

(2) DFG-VK Darmstadt Gedenktafel für Kim Malthe-Bruun
Standort: Foyer der Lichtenbergschule (LuO), Ludwigshöhstraße 105 (Link)

Originaltitel: Kim – Uddrag af Dagbog og Breve skrevet af Kim, erschienen 1945 beim Verlag Thaning & Appels in Kopenhagen.

Vibeke Malthe-Bruun (Hrsg.): Kim: Die Tagebuchaufzeichnungen und Briefe des Kim Malthe-Bruun. Herausgegeben von seiner Mutter Vibeke Malthe-Bruun. Aus dem Dänischen von Karl Matter. Hanser Verlag, München und Wien 1995. 3-446-18075-3. Dazu ein paar Anmerkungen:

Die erste auf Deutsch erschienene Ausgabe des Buches „Tagebuchaufzeichnungen und Briefe des Kim Malthe-Bruun“ wurden 1949 als „tendenziös und einseitig“ abgelehnt. Im selben Jahr wurde das Buch in der Zeitschrift der deutschen Volksbibliothekare besprochen, aber als „ungeeignet“ abgelehnt. In einem Zitat aus dem Anhang des von der Mutter Vibeke Malthe-Bruun herausgegebenen Buches heißt es:

„Da Kim die Deutschen nur als Gestapoleute und willfährige Individuen kennengelernt hat, sieht er in ihnen das Schlechte und Gemeine. In der übrigen Welt hat man längst aufgehört, das deutsche Volk mit Hitler und seinen Verbrechen gleichzusetzen. Die deutsche Widerstandsfront gegen Hitler wird allgemein anerkannt. Das Buch dient nicht der Verständigung zwischen den Völkern durch seine einseitigen und ungerechten Werturteile über die Deutschen…“

Nach einer Neuauflage 1966 durch die Evangelische Verlagsanstalt erschien das Buch erst 1985 bei Hanser. Es folgte 2001 eine Neuauflage beim Verlag dtv Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG.

Die deutschen Rezensenten taten sich mit Geschichten aus dem dänischen Widerstand offensichtlich schwer.  Quelle: Zitat aus: http://www.julim-journal.de (Ute Wolters) April 2007

Beitragsbild: Kim Malthe-Bruun, 1930

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