Eine Reise in die Vergangenheit: Mein Besuch der St. Johannis-Kirche in Flensburg

Tauchen Sie mit mir ein in die faszinierende Geschichte der ältesten Hauptkirche Flensburgs, der St. Johannis-Kirche. Erleben Sie die Magie der spätgotischen Fresken und spüren Sie die besondere Atmosphäre dieses historischen Bauwerks. Begleiten Sie mich auf meiner Entdeckungstour durch eine Kirche, die nicht nur architektonische Schätze birgt, sondern auch düstere Kapitel der Vergangenheit offenbart.

Als ich die St. Johannis-Kirche in Flensburg betrat, spürte ich sofort die besondere Atmosphäre, die viele Menschen als Schutz und Geborgenheit beschreiben. Die kleinste und älteste der drei erhaltenen Hauptkirchen Flensburgs, erbaut im Jahr 1128, liegt im malerischen Johannisviertel.

Schon bevor die Stadt selbst existierte, diente sie als Schutz- und Trutzkirche für die Fischer der Siedlung, errichtet im typischen Stil der Angeliter Feldsteinkirchen.

Ich ging die schmalen Straßen des Viertels entlang und erreichte schließlich den Johanniskirchhof. Der alte Friedhof, der die Kirche einst umgab, wurde nach 1813 aufgegeben. Doch hier existiert eine Sage, die von einer weißen Gestalt erzählt, die in hellen Mondnächten aus den Gräbern steigt, um Sünder zu warnen. Diese mystische Geschichte verstärkte die geheimnisvolle Aura des Ortes.

Ein studierter Flensburger wohnte in einem Haus am Kirchhof. In einer hellen Mondnacht schaute dieser zum Fenster hinaus. Da sah er wie aus einem der nahen Gräber eine weiße Gestalt emportstieg. Er beschwichtigte sich und fragte den Geist, was seine Grabesruhe störe.

Der Geist antwortete: „Ich gehöre zu denen die berufen sind, einen groben Sünder zu warnen, damit er sich bekehre, solange es Zeit ist. In dieser Nacht ‚war‘ ich an der Reihe.“ Quelle: Gustav Friedrich Meyer: Schleswig-Holsteiner Sagen, Jena 1929 beziehungsweise Gundula Hubrich-Messow: Sagen und Märchen aus Flensburg. Husum 1992, S. 14

Das Innere der Kirche beeindruckte mich besonders durch das spätgotische Gewölbe mit seinen Fresken aus dem 15. Jahrhundert. Peter Lykt hatte sie einst wie einen Garten Eden ausgemalt, mit einer zentralen Darstellung des Weltgerichts. Diese Fresken wurden 1734 übergeweißt und erst 1910 wiederentdeckt, dann freigelegt, teilweise ergänzt und 1969 restauriert. Dabei achtete man darauf, den alten Farb- und Figurenzustand zu bewahren.

Die Geschichte der St. Johannis-Kirche erzählt jedoch nicht nur von künstlerischen Schätzen, sondern auch von den Menschen, die hier wirkten. Ein dunkles Kapitel öffnet sich mit der Zeit des Nationalsozialismus. Viele Pastoren sympathisierten damals mit der NS-Ideologie.

Einer von ihnen war Pastor Ernst Johannes Mohr, der von 1927 bis 1940 in der St. Johannis-Kirche tätig war. Als Mitglied der NSDAP und der SA spielte er eine aktive Rolle im Regime.

Der Kieler Historiker Dr. Helge-Fabien Hertz hat in seiner Dissertation über die Haltung schleswig-holsteinischer Pastoren zum Nationalsozialismus geforscht und herausgefunden, dass die Mehrheit diese Ideologie unterstützte.

Diese Erkenntnisse verleihen meinem Besuch eine nachdenkliche Note. Die St. Johannis-Kirche ist nicht nur ein architektonisches Juwel, sondern auch ein Ort, der die Vielschichtigkeit der Geschichte widerspiegelt. Ein Besuch hier ist eine Reise durch die Zeit, die sowohl das Schöne als auch das Düstere der Vergangenheit offenbart.

Ich kann jedem nur empfehlen, sich selbst ein Bild von der St. Johannis-Kirche zu machen und in ihre einzigartige Atmosphäre einzutauchen. Die Verbindung von historischer Architektur, künstlerischer Schönheit und bewegender Geschichte macht diesen Ort zu einem unvergleichlichen Erlebnis.

Johanniskirchhof (Skt. Hans Kirkeplads)

Der Johanniskirchhof (Skt. Hans Kirkeplads) ist nach dem Kirchhof der Johanniskirche benannt. Der Friedhof rund um die Kirche wurde nach 1813 nicht mehr genutzt und im Jahr 1840 aufgelöst. In der Zeit nach 1813 wurden die Toten auf dem Alten Friedhof beigesetzt. Zum ehemaligen Friedhof ist offenbar nur wenig bekannt.

Quellen:

Aussagen von Ernst Johannes Mohr über Hitler (pdf, ab S. 107)

Verzeichnis von Pastoren in der Kirchengemeinde Flensburg-St. Johannis (Link)

Weitere Quellen: Helge-Fabien Hertz (Hrsg): Pastorenverzeichnis Schleswig-Holstein (2022). Ernst Johannes Mohr. (Link)

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