Der ungleiche Kampf: Der letzte Widerstand des Svend Bartholin Paludan-Müller

„Mich bekommen die nicht lebend, und ich werde mein Leben so teuer wie möglich verkaufen. Die letzte Kugel hebe ich für mich selbst auf – unser Herrgott möge mir meine Sünde vergeben. Aber ich bitte Sie inständig, sich meiner Frau und meiner Tochter anzunehmen.“ Svend Paludan-Müller, 26. Mai 1944

Svend Bartholin Paludan-Müller (*30. Oktober 1885 in Mou bei Aalborg; †26. Mai 1944 in Gråsten) war ein dänischer Offizier und Widerstandskämpfer, dessen Tod in einem dramatischen Feuergefecht mit der Gestapo ihn zur legendären Symbolfigur des dänischen Widerstands gegen die deutsche Besatzung im Zweiten Weltkrieg machte.

Frühes Leben und Militärkarriere 

Paludan-Müller stammte aus einer alten dänischen Pastorenfamilie und wuchs auf dem Pastorenhof in Snesere im Süden Seelands auf. Nach seiner Wehrpflicht trat er in die Armee ein und wurde 1917 Kompaniechef des 20. Bataillons in Slagelse. 1922 verließ er die Armee, um fünf Jahre lang Landwirtschaft zu betreiben und arbeitete danach bei der Karten- und Bildersammlung der Königlichen Bibliothek in Kopenhagen.

Rückkehr zum Militär und Widerstand gegen Faschismus 

1930 trat Paludan-Müller wieder ins Militär ein und wurde Oberstleutnant. 1934 wurde er Oberst und Leiter der Grenzgendarmerie. Er verurteilte den völkerrechtswidrigen Angriff Italiens auf Abessinien scharf und wurde dafür kurzzeitig beurlaubt. Während der deutschen Besatzung Dänemarks beteiligte er sich aktiv am Widerstand, insbesondere im Aufbau militärischer Wartegruppen.

Der Tag des Angriffs 

Am 26. Mai 1944 sollte Paludan-Müller in der sogenannten Polizeimeisteraktion zusammen mit 18 anderen führenden dänischen Polizeibeamten verhaftet werden. Als die Gestapo um 5:30 Uhr morgens an seine Tür klopfte, weigerte er sich zu öffnen und drohte, auf jeden Eindringling zu schießen. Nachdem die Tür aufgesprengt wurde, tötete er den ersten deutschen Soldaten, der eindrang.

Der Dreistündige Kampf 

Paludan-Müller verbarrikadierte sich und schickte seine Familie in den Keller. Die Deutschen beschossen seine Dienstwohnung, bis Verstärkung eintraf. Der örtliche Pfarrer Hvidt konnte Paludan-Müllers Frau, Tochter und die Haushaltshilfe in Sicherheit bringen, doch Paludan-Müller lehnte eine Kapitulation ab. Er verschanzte sich auf dem Dachboden und tötete weitere vier Deutsche.

Von den Worten, die Paludan-Müller an Propst Hvidt richtete, ist folgendes überliefert (1):

„Mich bekommen die nicht lebend, und ich werde mein Leben so teuer wie möglich verkaufen. Die letzte Kugel hebe ich für mich selbst auf – unser Herrgott möge mir meine Sünde vergeben. Aber ich bitte Sie inständig, sich meiner Frau und meiner Tochter anzunehmen.“

Der Pfarrer von Gråsten, Propst C. Hvidt sagte später (2):

„Ich habe noch nie einem Menschen unter so dramatischen und ergreifenden Umständen den Segen gespendet. Hier kniete ein Mann, der wusste, dass er bis zum Letzten kämpfen und sterben würde.

Er lag ganz friedlich auf den Knien, aber an seiner Seite lagen die Pistole und das geladene Gewehr. Er empfing die Gnade des Herrn. Als ich den Segen für den Oberst erteilt hatte, richtete er einige persönliche Bemerkungen an mich. Er war ganz ruhig und gelassen.

Es gab nichts Aufgeregtes an ihm. Es focht ihn nicht im Geringsten an, dass er nun zum letzten Kampf antreten würde. Äußerlich war ihm nichts anzumerken.

Als ich die drei Frauen aus dem Keller geholt hatte, verabschiedete er sich von ihnen. Sie standen vor der Dachbodentreppe, und es gab einen kurzen Abschiedskuss für seine Frau und seine erwachsene Tochter und er sagte: `Auf Wiedersehen, und Gott sei mit euch.`“

Das Ende und die Reaktionen 

Der Kampf endete um 8.45 Uhr, als das Haus in Flammen stand. Ein einzelner Schuss signalisierte Paludan-Müllers Tod. Seine Leiche wurde später in den Trümmern gefunden. Die Einwohner von Gråsten setzten die Flaggen auf halbmast und stellten die Arbeit ein, trotz Drohungen der deutschen Garnison.

Gedenken und Vermächtnis 

Paludan-Müllers Beisetzung wurde von den Deutschen nach Snesere verlegt, um Aufstände zu vermeiden. Dennoch fanden sich 2500 Menschen zur Beerdigung ein. Im Mai 1946 wurde in Gråsten eine Gedenkmauer errichtet, die an seinen heldenhaften Widerstand erinnert. Paludan-Müllers Abwehrkampf führte zur „Operation Möwe“, bei der viele dänische Grenzgendarmen verhaftet und ins KZ Neuengamme gebracht wurden.

Svend Bartholin Paludan-Müller bleibt eine eindrucksvolle Erinnerung an den Mut und die Opferbereitschaft im dänischen Widerstand gegen die deutsche Besatzung.

Quellen / Weiterführende Informationen

(1) Poul Andersen: Graasten – et slot og et sogn. Gråsten: Historisk Forening for Graasten By og Egn 1986, S. 248.

(2) Espersen, Søren: Oberst Paludan-Müllers sidste kamp (2014). online (dänisch)

Foto: Symbol

Ein Gedanke zu „Der ungleiche Kampf: Der letzte Widerstand des Svend Bartholin Paludan-Müller“

Hinterlasse einen Kommentar