Seegraswunder in der Ostsee: Der grüne Klimaretter unter Wasser?

Seegras in der Ostsee speichert 35-mal mehr CO2 als tropischer Regenwald und könnte ein entscheidender Faktor im Kampf gegen den Klimawandel sein. Wissenschaftler haben kürzlich die bedeutende Rolle dieser Unterwasserpflanzen entdeckt und zeigen, wie sie die CO2-Bilanz positiv beeinflussen können. Doch die grünen Wiesen stehen vor großen Herausforderungen und benötigen dringenden Schutz und Pflege.

Seegras in der Ostsee kann durchaus einen wichtigen Beitrag zur Bekämpfung des Klimawandels leisten. Wenn Seegraspflanzen wachsen, nehmen sie große Mengen CO2 auf und produzieren dabei Sauerstoff, den sie über das Meerwasser wieder an die Atmosphäre abgeben. Wie bedeutend das Seegras für die CO2-Bilanz und damit für unser Klima ist, haben Wissenschaftler erst in letzter Zeit wirklich verstanden.

Im Vergleich zum tropischen Regenwald, von dem man denkt, dass der mehrere Stockwerke hohe, grüne Dschungel pulsiert, ist Seegras viel effektiver im CO2-Speichern. Seegraswiesen speichern 35-mal so viel CO2 wie tropischer Regenwald auf der gleichen Fläche.

Die Seegraswiesen in der deutschen Ostsee haben auf einer Fläche von 285 Quadratkilometern etwa 8,14 Millionen Tonnen CO2 gespeichert und verhindern dadurch, dass dieses CO2 in Zukunft wieder in die Atmosphäre freigesetzt wird. (1)

Potenzial in der Ostsee

In einem groß angelegten Forschungsprojekt wurden die Seegrasbestände entlang der Ostseeküste Schleswig-Holsteins kartiert. Die Ergebnisse sind erfreulich: Die Seegraswiesen wachsen. Überall entlang der Küste breitet sich das Seegras Zentimeter für Zentimeter in immer tiefere Wasserschichten aus.

Je tiefer Seegras vorkommen kann, desto besser ist die Wasserqualität. Die Tiefengrenze vergrößert sich – Seegras wandert immer tiefer ins Meer, ein Zeichen dafür, dass die Wasserqualität besser wird.In der Ostsee gibt es Areale von mindestens 17 Quadratkilometern, auf denen eine Anpflanzung von Seegras sinnvoll wäre. Das Speicherpotenzial in Deutschland ist zwar relativ gering im globalen Vergleich, aber nicht zu unterschätzen.

Grenzen und Herausforderungen

Die Ostseebestände sind jedoch immer noch bedroht. Durch Nährstoffeinträge, Wassertrübung und steigende Temperaturen gehen viele Seegraswiesen zurück. Bei Wassertemperaturen von über 26-27°C droht eine Sterblichkeit von bis zu 80%.

Die Anpflanzung und Renaturierung ist aufwändig. Von einer Million Samen überlebt oft nur einer. Stecklinge müssen von Tauchern gesetzt werden.

Seegras ist keine Patentlösung gegen den Klimawandel. Manche Seegraswiesen, vor allem in Tropenregionen, geben teils mehr CO2 ab als sie speichern.

Dennoch kann eine Ausweitung der Bestände in der Ostsee einen wertvollen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Der Schutz bestehender Wiesen und eine Verbesserung der Wasserqualität sind ebenso wichtig.

Quellen / Weiterführende Informationen

(1) Wie trägt Seegras zur Bekämpfung des Klimawandels bei? Hermann von Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren e.V. (Link)

Seegras: Superpower in der Klimakrise? Interview mit Meeresbiologe Philipp Schubert (Link)

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