Die Tragödie von Johann Lau: Ein Leben gezeichnet von Armut, Gewalt und unauslöschlichem Leid

Die tragische Geschichte von Johann Lau: Ein Leben gezeichnet von Armut, Verzweiflung und Gewalt. Erfahren Sie, wie seine Kindheit und die fehlende familiäre Stabilität ihn auf einen dunklen Pfad führten. Begleiten Sie uns auf den Spuren eines Mannes, der zum Schwerverbrecher wurde.

Die Geschichte von Johann Lau erzählt von Armut, Verzweiflung und tragischer Gewalt in einer Welt, in der die Schicksale der „kleinen Leute“ oft übersehen werden. Begleiten Sie den Menschen Johann Lau auf den Pfaden eines Lebens, das von unermesslichem Leid und menschlichen Abgründen gezeichnet war.

„Er gehörte zu den unglücklichen Kindern, die beim Eintritt ins Leben nicht mit Freuden, sondern mit Thränen begrüßt wurden“.

Itzehoer Sonntagsbote von 1857

Johann Lau wurde am 24. Februar 1824 in Brokdorf (heute Kreis Steinburg) geboren. Seine Kindheit begann mit Tränen, denn seine Mutter starb kurz nach seiner Geburt. Sein Vater, ein Arbeiter, nahm ihn nach seiner Heirat mit seinen ehelich geborenen vier Kindern auf, aber ihr Haushalt war arm und ohne viel Liebe.

Johann musste früh betteln gehen und geriet aufgrund seines hitzigen Gemüts oft in Schwierigkeiten. Schon als junger Mann landete er das erste Mal im Gefängnis, nachdem er in eine Schlägerei verwickelt war.

Als Johann 1849 zum Militärdienst eingezogen wurde, änderte er sein Verhalten nicht und landete immer wieder im Arrest. Schließlich wurde er vor ein Kriegsgericht gestellt und wegen eines „unordentlichen Lebenswandels, Trunkfälligkeit, nächtlichem Unfug und Diebstahl“ angeklagt.

Er wurde zu einer zweijährigen Festungsstrafe verurteilt. Doch Johann rebellierte und seine Haftstrafe wurde aufgrund seines aufsässigen Verhaltens sogar auf sechs Jahre erhöht. Im Jahr 1851 bereute er und wurde begnadigt, woraufhin er aus dem Militärdienst entlassen wurde.

Nach seiner Entlassung fand Johann gelegentlich Arbeit, geriet aber immer wieder mit dem Gesetz in Konflikt. Im Jahr 1854, nachdem er sein letztes Geld verschwendet hatte, suchte er den Schiffer Martens auf, um Geld zu leihen. Als dessen Frau ihm nichts geben wollte, verlor Johann die Kontrolle. Er trat brutal auf ihren Hals und zertrat ihr den Kehlkopf, woraufhin sie starb.

Anschließend durchsuchte er das Haus nach Wertgegenständen und floh nach Glückstadt, mit dem Ziel, nach Amerika zu entkommen. Doch das Schicksal war gegen ihn. In einem Lokal konnte er seine Rechnung nicht bezahlen und wurde der Polizei übergeben. Damit nahm sein Schicksal seinen Lauf.

Zwei Jahre später wurde das Urteil gegen Johann eröffnet. An seiner Seite standen Pastor Ziese und Pastor Versmann, die ihn während seiner langen Haftzeit regelmäßig besuchten und aus dem Katechismus unterrichteten.

Das Urteil lautete: „Der Inquisit Johann Lau aus Brokdorf wird wegen verübten Raubmordes mit dem Beil zum Tode verurteilt.“ Seine Helfer reichten mehrere Gnadengesuche ein, doch die zuständigen Instanzen lehnten sie erwartungsgemäß ab.

Am 18. Dezember 1856 wurde das Urteil auf der auf dem Galgenberg in der Struvestraße (Itzehoe-Wellenkamp) vollstreckt.

Über die Hinrichtung des Menschen Lau schrieb der Dichter Friedrich Scharnweber 1857 ein Gesicht, hier ein Auszug:

Das Lied von dem Raubmörder Lau

Welch ein Drängen, welch ein Wogen
Zeigt sich fern bei Itzehoe?
Langsam kommt herangezogen
Dort ein Wagen; Schmerz und Weh
Zeigt sich auf zwei bleichen Wangen,
Und den tief gesenkten Blick
Scheinet Reue zu empfangen,
Ob dem strafenden Geschick. (…)

Friedrich Scharnweber, 1857
Wie konnte Lau zum Schwerverbrecher werden? Welche Rolle spielte seine Kindheit ?

Die Kindheit von Johann Lau spielte eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung seiner Persönlichkeit und seiner späteren Taten. Geboren in ärmlichen Verhältnissen und von Anfang an mit den Herausforderungen des Lebens konfrontiert, lernte er früh, dass das Leben kein Zuckerschlecken war.

Der Verlust seiner Mutter kurz nach seiner Geburt (1) und die Tatsache, dass er als uneheliches Kind aufwuchs, prägten sein Leben von Anfang an mit Trauer und Ablehnung. Sein Vater, ein einfacher Arbeiter, hatte bereits eine Familie und konnte sich kaum um ihn kümmern. In diesem Umfeld fehlte es an Liebe, Zuwendung und Bildungsmöglichkeiten.

Die Armut und Vernachlässigung, die Johann Lau in seiner Kindheit erlebte, hinterließen tiefe Wunden und prägten seine Persönlichkeit. Ohne die nötige Unterstützung und Anleitung seitens seiner Familie und der Gesellschaft wurde er früh gezwungen, sich selbst durchzuschlagen. Das Betteln um Brot und Almosen sowie seine ersten Konflikte mit dem Gesetz waren nur der Anfang eines Lebens voller Entbehrungen und Verzweiflung.

Die fehlende familiäre Stabilität und die harten Lebensumstände ließen Johann Lau auf der Suche nach Anerkennung und Selbstwertgefühl andere Wege einschlagen. Sein hitziges Gemüt und seine mangelnde Bindung an moralische Werte machten ihn anfällig für Gewalt und kriminelles Verhalten.

Ohne die nötige Unterstützung und Fürsorge in seiner Kindheit fand er keinen Halt und keine Orientierung, die ihn auf einen rechtschaffenen Weg geführt hätten. Stattdessen geriet er immer tiefer in die Abgründe der Kriminalität, bis er schließlich zu einem Schwerverbrecher wurde.

Quellen / Weiterführende Informationen

Vogler, Norderstedt 2021

Steinburger Geschichte: „Die letzte Hinrichtung in Itzehoe“ Link

(1) Im 19. Jahrhundert war die Muttersterblichkeit deutlich höher als heute. Die genauen Zahlen variieren je nach Region, sozialer Klasse und medizinischer Versorgung. Allgemein war die Sterblichkeitsrate bei Geburten aufgrund von Infektionen, Blutungen, mangelnder Hygiene und unzureichender medizinischer Betreuung höher als heute. Es gab keinen modernen medizinischen Standard und viele Frauen starben bei der Geburt oder kurz danach aufgrund von Komplikationen. In ländlichen Gebieten oder unter ärmeren Bevölkerungsschichten war die Sterblichkeitsrate tendenziell höher als in städtischen oder wohlhabenderen Gegenden, wo möglicherweise bessere medizinische Versorgung verfügbar war.

Heute, im aktuellen 21. Jahrhundert, stirbt weltweit alle zwei Minuten eine schwangere Frau.

Die Folgen des frühen Mutterverlustes für das Baby sind dramatisch. Durch die fehlende Muttermilch wird die natürliche Immunisierung deutlich erschwert, wodurch das Kind anfälliger für Krankheiten ist. Ohne Mutter aufzuwachsen, ist für das Kind eine schwere seelische Belastung und beeinträchtigt die persönliche Entwicklung des Kindes enorm.

Weiterführende Informationen im Kontext Kindheitsbelastungen und Kriminalität finden sich auch auf der Website von Sven Fuchs https://kriegsursachen.blogspot.com sowie sein Buch „Die Kindheit ist politisch!“

Beitragsbild: Bild: Schauderthat und Hinrichtung des Raubmörders Johann Lau, bei Itzehoe, am 18. December [1856]; Nebst einem Liede.
http://swbdepot.bsz-bw.de/dva-web/dva_v_1_1135_bd_1_258.pdf

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